Was sagt Gen Z zum Thema Queerness?

Was sagt Generation Z zum Thema Queerness? Was ist für sie Männlichkeit, was assoziieren sie mit der LGBTQ-Community und was muss sich ihrer Meinung nach in der Gesellschaft verändern, damit mehr Menschen queer denken? Um auf diese Fragen eine Antwort zu erhalten, bin ich in den JugendKlub Kranichstein gefahren und habe zehn Jugendliche nach ihrer Meinung gefragt.

Soukaina

Was assoziierst du mit der LGBTQ-Community?

„Ich habe einen guten Freund von mir vor ein paar Jahren beim tanzen kennengelernt. Am Anfang wusste ich nicht dass er schwul ist, zu dem Zeitpunkt hatte er sich auch noch nicht geoutet. Wir sind jetzt richtig gute Freunde. Ich liebe seine Art, sein Auftreten. Für mich gibt es da keinen Unterschied, ob er schwul ist oder nicht, er ist immer für mich da, kann gut zuhören, hat auch eine große Klappe, aber das lieben wir an ihm. Er ist einzigartig und mutig. Mutig in dem Sinne, dass er seine Sexualität offen auslebt und keine Scheu hat das zu zeigen. Er weiß ganz genau, dass es für viele Menschen da draußen nicht so einfach ist, für die es nicht selbstverständlich ist so zu leben, das macht es für ihn schwieriger, aber er geht trotzdem raus in die Welt und lebt sein Leben.“

 

Hanadi

Was bedeutet für dich Queerness? 

„Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man sich nicht in Geschlechter verliebt sondern in Menschen, in Seelen. Homosexualität oder Bisexualität sind für mich völlig normal, ich will es noch nicht mal so aussprechen, weil ich es damit wieder abgrenze, aber so wie ich einen Mann liebe finde ich es absolut normal wenn eine Frau eine Frau liebt, oder ein Mann einen Mann. Für mich war das nie etwas abstraktes, für mich war es Teil meiner Entwicklung. Es wurde erst abstrakt durch die Einflüsse von Social Media und von meinem sozialen Umfeld. In der Schule gab es auf einmal andere Meinungen, die nicht mit meinem Weltbild übereinstimmten. Ich finde es nice und bewundernswert, dass die Stimme von queeren Menschen immer lauter wird!“

 

Marvin

Was muss sich deiner Meinung nach in der Gesellschaft ändern, damit die Leute offener werden und queerer denken?

„Bis heute gibt es immer noch so viel Hass auf queere Leute, was ich überhaupt nicht verstehen kann. Ich bin der Meinung, dass die Gesellschaft viel mehr Aufklärung braucht. Damit könnte man schon in der Grundschule oder im Kindergarten anfangen. Einem wird von klein auf kommuniziert, dass schwul sein anders ist. Ich würde mir gerne wünschen das in Tv-Serien und Filmen mehr queere Themen angesprochen werden. Es gibt ja schon einige Serien und es gibt schon Fortschritte in der Gesellschaft, aber das ist immer noch nicht genug. Filme, Serien und Musik beeinflussen die junge Generation, deswegen ist es wichtig hier anzusetzen und mehr auf lesbische, schwule und transsexuelle Menschen einzugehen.“

 

Maribel

Wie findest du die gesellschaftliche Entwicklung in Bezug auf queere Themen?

„Ich finde es super, dass queere Themen endlich präsenter sind und nicht mehr als Tabuthemen gelten. Allein im Alltag fallen mir viel mehr queere Menschen auf als früher. Langsam stehen die Menschen zu sich selbst und präsentieren sich dementsprechend. Diese Entwicklung finde ich sehr gut, denn jeder sollte sein Leben so leben, wie er will. Wir haben zum Beispiel den CSD hier in Darmstadt. Dort war ich letztes Jahr und es war ein supercooles Event. Jeder hatte Spaß, alle waren gut drauf und sehr offen gegenüber den Leuten, die nicht Teil der LGBTQ-Community waren. Netflix ist ebenfalls sehr queer. In Serien wie Orange Is The New Black oder die neue Serie Sex Education, werden Themen wie Selbstfindung und Sexualität behandelt. Auf die neue Serie freue ich mich sehr, solche Themen sind einfach wichtig.“

 

Kosta

Was bedeutet für dich als schwuler Mann Männlichkeit?

„Männlichkeit an sich, ist in der Gesellschaft noch sehr in Schubladen gedacht. Viele denken männlich zu sein bedeutet hart sein, seine Alphatierrolle zu leben. Männlichkeit bedeutet für mich seine Gefühle zu zeigen, Emotionen zuzulassen und auch mal seine weiche Seite zu zeigen. Das fängt ja schon bei der Pflege an. Die Pflege eines Mannes kann auch über die tägliche Rasur hinausgehen. Warum ist es nicht normal, dass ein Mann sich seine Augenbrauen zupft?“

 

David

Was bedeutet es für dich männlich zu sein?

„Ich kann mich gut an ein Bild erinnern, indem eine junge Frau inmitten von Schweinen stand, die alle einen Anzug trugen. In dem Moment habe ich mir vorgestellt, wie das wäre, wenn ich diese Frau wäre. Jeder Mann sollte respektvoll mit seinen Mitmenschen umgehen und ein Vorbild für die junge Generation sein und diese fördern und unterstützen. Ein zu großes Ego kann niemand gebrauchen.“

Melike

Was bedeutet für dich Weiblichkeit? 

„Weiblichkeit bedeutet für mich nicht dem Idealbild zu entsprechen. Die Medien zeigen nicht das perfekte Bild von Weiblichkeit, sondern nur Models die bearbeitet werden. Das ist für mich nicht echt. Weiblichkeit ist für mich echt sein, man selbst zu sein. Der erste Schritt zur Weiblichkeit ist seinen Körper zu respektieren und sich selbst wohl zu fühlen. Man soll sich selbst lieben und auch die stereotypischen maskulinen Seiten an sich akzeptieren, zu lieben und sie auch auszuleben. Männer sind stark ja, aber wir Frauen sind verdammt stark. Wir stehen unter einem anderen Druck als Männer, wir werden oft sexualisiert, Männer eher selten. Wir dürfen uns einfach nicht zu sehr von den Medien beeinflussen lassen.“

 

Alexis

Welche Inspirationsquellen haben dich ermutigt den Schritt als Transgender zu gehen?

„Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich das nicht bin, wenn ich in den Spiegel gucke. Auf Instagram habe ich viele Menschen gefunden, die ihre Geschichte erzählen und viele daran teilhaben lassen. Sie erzählen wie sie sich geoutet haben, wie sie sich Testosteron Spritzen setzten und wie sie sich weiterentwickelt haben in ihrem äußerlichen Erscheinungsbild. Solche Geschichten bringen mir Motivation weiter zu machen und es durchzuziehen. Ich bin froh, dass es Transgender gibt, die öffentlich über ihren Weg erzählen und anderen Menschen Halt bieten. Natürlich gibt es familiäre Umstände die den Prozess schwieriger machen, aber langsam merkt man wie die Gesellschaft immer offener gegenüber queeren Leuten wird. Hier in Darmstadt ist es noch eher konservativ, hier gibt es nicht viele Gay-Bars, dafür muss ich nach Köln oder Berlin fahren“.

 

Anna

Welche Eigenschaften haben queere Menschen für dich? 

„Die Menschen die ich bis jetzt kennengelernt habe sind viel freundlicher, liebevoller und herzlicher als viele andere heterosexuelle Menschen die ich kenne. Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, welches sehr konservativ ist. Mir geben queere Menschen viel mehr Energie und gute Laune.“

 

Ahmed

Was assoziierst du mit Männlichkeit? 

„Ich bin in Deutschland geboren, aber meine Eltern kommen gebürtig aus Marokko. Mein Vater ist früh verstorben, daher bin ich mit meiner Mutter aufgewachsen und habe „Männlichkeit“ aus meinem sozialen Umfeld mitbekommen. Von meinem Onkel, meinen Freunden, die Väter von meinen Freunden. Für mich bedeutet Männlichkeit seine Worte zu stehen, niemanden zu hintergehen, aber auch den Mut und die Stärke zu haben seine Gefühle zu offenbaren, das trifft auf Frauen genauso zu. Frauen sind emotional viel stärker als Männer, meine Mutter ist schon immer mein großes Vorbild.“

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